Wie wird eigentlich der Winter? Gibt es weiße Weihnachten? Kommt der erste Schnee? Wird es ein Bibber-Winter? Das alles sind Beitragstitel die man derzeit häufig im Zusammenhang mit Beiträgen bzgl. des Winterwetters im Internet findet. Titel die dem Leser eine Prognose von teilweise über einem Monat versprechen.
Viele von euch denken sich bei solchen Beiträgen sicher sowas wie "wie wollen die Wetterfrösche das Wetter in einem Monat vorhersagen, wenn die das nicht mal für drei Tage können?". Aber, warum ist das eigentlich so? Warum liegen die Wetterprognosen manchmal so falsch? Im heutigen Blogbeitrag möchte ich euch dazu mal ein ehrliches Statement eines Hobby-Wetterfrosches geben.
Wie entsteht eine Wettervorhersage?
Doch woher wollen die Wetterfrösche überhaupt wissen wie das Wetter wird?. Und, wie entsteht eigentlich eine Wettervorhersage?. Ich möchte versuchen euch diese Frage einmal relativ kurz und vereinfacht zu beantworten.
Die moderne Wettervorhersage funktioniert heutzutage zum größten Teil Computergestützt über Modellberechnungen. Beim Erstellen einer Prognose für die nächsten Tage greift der Meteorologe auf Computerberechnete Modellkarten der unterschiedlichen Parameter zurück. Diese Modellberechnungen werden dann mit den aktuellen Wetterbeobachtungen anhand von Satelittenbildern, aktuelle Messungen, Bodenanalysen usw. abgeglichen. Daraus lassen sich dann schon erste Erkenntnisse sammeln ob es Abweichungen zur Modellsimulation gibt und wie wahrscheinlich das eintreffen des simulierten Wetterverlaufes tatsächlich ist. Aus diesen Erkenntnissen, und der eigenen Erfahrung des Vorhersagers, kann der Meteorologe nun eine Vorhersage für die nächsten Stunden und Tage erstellen.
Anders ist es beispielsweise bei den auf Internetseiten häufig angebotenen PLZ-Wetter. Diese sind nämlich in den meisten Fällen anhand der durch die Modellberechnungen gelieferten Daten vollständig Computerberechnet und weisen aus diesem Grund auch häufig Fehlprognosen auf. Mit einer der Gründe für solche Fehlprognosen ist die Tatsache, dass eben die meisten Wetter-Apps "nur" auf den Daten des amerikanischen GFS Wettermodells basieren und dieses mit einem Gitternetz von 28 Kilometern eine recht grobe Auflösung besitzt.
Viele Modelle - Viele Ergebnisse
Jetzt ist es jedoch so, das es eben nicht nur ein Wettermodell gibt welche die Wetterlage in den nächsten Tagen oder Wochen berechnet. Es gibt mittlerweile eine ganze Menge mit unterschiedlichster Auflösung und unterschiedlichsten Parametern. So gibt es zum Beispiel das grade angesprochene, vom amerikanischen Wetterdienst NOAA zur Verfügung gestellte Global Forecast System (GFS) mit einer Auflösung von 28 Km, das europäische ECMWF Modell, die vom Deutschen Wetterdienst genutzten ICON oder COSMO oder aber auch das mit einem Gitter von 5 Kilometern, hochauflösende WRF Modell. Das ist aber natürlich nicht alles, es gibt noch viele viele weitere Wettermodelle welche ich hier aber jetzt nicht alle aufführen möchte.
Aber klären wir doch erst einmal woher diese Modellläufe denn eigentlich ihre Daten bekommen. Vereinfacht gesagt sind diese Modellrechnungen eine Kombination aus einer Wahrscheinlichkeitsrechnung ausgehend von älteren Modellvorhersagen und der gesammelten Daten über die Wetterlagen der letzten Jahrzehnte zum aktuellen Termin und eben Daten aus den aktuellen Wetterbeobachtungen welche über Wetterstationen, Radarsysteme und Satbildern gesammelt werden. Diese gesammelten Daten werden über verschiedene Verfahren in Modellvariablen umgewandelt und in die aktuelle Modellsimulation eingerechnet. Fehlmessungen einzelner Stationen werden dabei aussortiert und korrigiert. Anhand all dieser Daten erhält man nun die aktuelle Modellberechnung auf Basis dieser die Berechnungen für die nächsten Tage oder Wochen erfolgt. Diese Berechnung eines Modelllaufs findet mehrmals täglich zu festen Zeitpunkten wie bspw. beim frei zugänglichen GFS Modell um 00, 06, 12 und 18 UTC statt. Manche Modelle rechnen zusätzlich noch um 03, 09, 15 und 21 UTC.
Sonderfall - Gewittervorhersage
Dann gibt es da ja auch noch die Vorhersage sommerlicher Gewitterlagen. Ich lese es immer wieder, "ach da warnen die schon wieder und am Ende ist wieder nix",
und da wären wir dann beim Punkt von wegen Modellauflösung. Gewitter sind eben meistens und bis auf wenige Ausnahmen (Mesoscale Convective System oder dem Mesoscale Convective Cluster) sehr kleinräumige Ereignisse mit einer Ausdehnung von nur wenigen Kilometern.
Wir verfügen zwar heute, im Jahr 2020 über einige wirklich stark hochauflösende Wettermodelle, dennoch ist die Gewittervorhersage ein ganz schwieriges Thema und selbst in der heutigen modernen Zeit immernoch mit großen unsicherheiten in der Prognose behaftet. Zwar sind wir mittlerweile soweit, das wir spezielle Regionen herausfiltern können wo das Risiko für Gewitter erhöht ist, jedoch sind exakte ortsgenaue Vorhersagen nach wie vor fast nicht möglich. Jedoch haben die Kollegen von Kachelmannwetter mit ihrem Super-HD ein eigenes Wettermodell entwickelt welches die Gewittervorhersage in den letzten Jahren enorm verbessert hat und auch häufig eine hohe Trefferqoute aufweist.
Nehmen wir also als Beispiel die Auflösung des amerikanischen GFS mit seinem 28 Kilometer Gitternetz, könnt ihr euch sicher denken dass da so ein Gewitterchen schnell "durch huscht" ohne erfasst zu werden. Aus diesem Grund zieht man bei der Gewittervorhersage erstmal alle Parameter zusammen und ermittelt daraus die Regionen wo die Entwicklung am wahrscheinlichsten ist und wie hoch das Unwetterpotenzial ist. Anschließend werden entsprechende Vorwarnungen für eben jene Regionen ausgegeben. Dabei kalkuliert man dann eine gewisse Toleranz von ca. +/- 50 Kilometern ein. So ist es eben häufig so das euer Landkreis zwar bewarnt ist, bei euch aber die Sonne scheint während ein paar Kilometer weiter grade die Welt unter geht. Soviel also dazu und ich hoffe dass ihr obwohl ich das Thema nur ganz kurz angerissen habe jetzt ein besseres Verständis für die Vorhersage sommerlicher Gewitterlagen habt.
Darum sind Langfristprognosen meistens totaler Blödsinn
Wie ihr oben erfahren habt, gibt es eben nicht nur eine Wettermodellrechnung, sondern einige unterschiedliche Modelle. Möchte man eine Prognose über einen längeren Zeitraum hinweg erstellen, schaut man sich eben nicht nur ein Modell an, sondern vergleicht die Prognose der unterschiedlichen Modelle miteinander. Ein Hilfsmittel sind hier die Ensemble Vorhersagen welche einen ausgewählten Parameter aller Modelle miteinander vergleicht und auf ein Diagramm aufzeichnet, dabei entspricht jede Linie ein Modell. Anhand eines solchen Diagramms lässt sich dann an der dichte der Linien erkennen wie "sicher" die Vorhersage tatsächlich ist. Liegen diese also ziemlich nah übereinander ist die Vorhersage relativ sicher, gehen diese weit auseinander ist die Vorhersage ziemlich unsicher. Folgend mal die aktuelle Ensemble-Vorhersage (stand: August 2023).
Ich habe euch im oberen Teil dieses Beitrages ja bereit das komplizierte Verfahren der Modellberechnung und das Erstellen einer Wettervorhersage ein wenig erklärt. Jetzt habt ihr zumindest ein vielleicht etwas größeres Verständniss darüber, wie das ganze eigentlich abläuft und könnt euch beim betrachten der Grafik oben also sicher schon selber denken weshalb solche Langfristvorhersagen von teilweise über 4 Wochen totaler Blödsinn sind.
Um ehrlich zu sein gibt es nur ein paar Großwetterlagen, bei denen man wirklich längerfristige Vorhersagen treffen kann welche eben dann auch mit recht hoher Wahrscheinlich stabil bleiben. Das sind z.B. Wetterlagen mit einem starken blockierenden Hochdruckgebiet über Mitteleuropa wie bspw. die "Omegahochs" welche dann nahezu kein Tiefdrucksystem mehr durchlassen und sich über mehrere Wochen stabil halten. Grade aber wenn Tiefs mit ihrem Frontensystemen ins Spiel kommen, wird eine langfristige Prognose immer schwerer. Tiefdrucksysteme ändern sich quasi stündlich, damit eben auch ihre Zugbahn usw. Verschiebt sich die Zugbahn eines Tiefs um wenige 100 Kilometer, hat dies schon Auswirkungen auf die noch vor kurzem erstellte Prognose.
Es gibt eben leider viele Portale im Internet welche durch ansprechende Titel, meistens auch ein wenig dramatisch gestaltet, den Leser auf die eigene Webseite locken wollen. Das nennt man heutzutage auch Clickbait-Strategie welche nur ein Ziel haben, möglichst viel Webseiten-Traffic zu generieren um möglichst viel Werbeeinahmen zu erzielen. Doch leider sind es eben häufig genau jene Beiträge die in fast allen Fällen totaler Käse sind und euch eben nicht das liefern, was ihr vom Titel versprochen bekommen habt bzw. euch Vorhersagen machen die mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals eintreffen. Die Folge daraus ist dass viele Menschen ein falsches Bild von den Meteorologen und Hobby-Meteorologen bekommen und selbst seriöse Vorhersagen ins lächerliche ziehen.
Ohne NOWCAST geht es nicht
Damit möchte ich diesen Beitrag hier dann auch zum Ende bringen. In diesem Beitrag habe ich versucht, euch einmal einen Einblick in die Arbeit der Meteorologen bezüglich der Wettervorhersage zu geben und euch zu erklären warum ihr eben nicht alles glauben solltet, was so manche Leute auf gewissen Internetseiten veröffentlichen.
Als Fazit lässt sich also nun festhalten das es ohne die Beobachtung und Analyse der aktuellen Wetterlage (in der Fachsprache -> NOWCAST) nahezu unmöglich ist, eine sichere Prognose über einen längeren Zeitraum zu stellen. Wetter ist wandelbar und verändert sich stetig.
Ich hoffe euch hat dieser Beitrag gefallen und wünsche euch einen wunderschönen 1. Advent =).