Wie wird man Sturmjäger? Leitfaden: Teil 1

Neulich wurde ich bei Facebook gefragt, was genau eigentlich ein Sturmjäger sei und wie man Sturmjäger in Deutschland werden kann.  Viele assoziieren diesen Begriff mit den beruflichen Sturmjägern in den USA und sind sich gar nicht darüber bewusst, dass es auch in Deutschland einige hunderte Menschen gibt, die dieses Hobby teilen. In diesem Leitfaden möchte ich euch etwas mehr über die Sturmjagd erzählen und euch den Einstieg in dieses spannende Hobby erleichtern.

Was ist eigentlich ein Sturmjäger?

Der Begriff Sturmjäger (oder auch Stormchaser) steht also einfach gesagt für Personen mit einem recht seltenen, aber sehr spannenden Hobby -> der Sturmjagd. Dabei betreibt dies jeder einzelne Sturmjäger auf seine eigene Art und Weise. Während der eine seinen Fokus auf die Fotografie von Gewitter und anderen Extremwetterereignissen legt und so immer auf der Jagd nach den spektakulärsten Wolkenformationen ist, setzt der andere eher den Fokus auf die Beobachtung und Dokumentation sowie das Sammeln von Wetterdaten. 

Dabei haben nicht alle Sturmjäger in Deutschland zwangsläufig ein meteorologisches Hintergrundwissen, z.B. durch ein Studium o.ä. Die meisten Sturmjäger hierzulande betreiben die Sturmjagd neben einem ganz normalen Vollzeit Beruf und eignen sich, wie auch ich dies vor 16 Jahren tat, das nötige Fachwissen durch das selbststudium über Fachliteratur oder div. fachbezogenen Internetseiten an. 

Über diverse Vereine oder Organisationen, haben Sturmjäger in Deutschland auch die Möglichkeit, dieses Hobby im organisierten Rahmen auszuüben und darüber hinaus an Unwettermeldenetzwerken teilzunehmen. Dabei werden die gemeldeten Unwetterbeobachtungen an die Wetterdienste weitergeleitet und dort im Warnmanagement weiterverarbeitet. 

Wie wird man Sturmjäger bzw. Gewitterjäger?

Natürlich gibt es, wie bei vielen anderen Hobbys auch, erfahrene Sturmjäger, die es mit den verschiedensten Ideen geschafft haben, das Hobby zum Beruf zu machen. Dies ist jedoch eher die Ausnahme, so dass der Großteil aller Sturmjäger in Deutschland das ganze eher ehrenamtlich und als Hobby betreiben. Um Sturmjäger zu werden, benötigst du also keine besondere Ausbildung oder gar ein Studium. Mit dem Interesse und der Leidenschaft am Wetter sind eigentlich bereits alle Grundsteine gelegt, um tiefer in dieses spannende Hobby einzusteigen. An dieser Stelle sollte man aber auch die Bereitschaft, jährlich etliche Kilometer quer durch Deutschland oder Europa zu touren sowie die Tatsache, dass man eine hohe Frustrationstoleranz besitzen sollte, als mögliche Einstiegskriterien erwähnen.

Wenn du neu in der Szene bist, empfehle ich dir je nach Interessenfeld, dich erstmal mit ein wenig Grundwissen rund um Gewitter zu beschäftigen. Gute Anlaufstellen hierfür sind zum Beispiel unser Gewitterlexikon oder die fachbezogenen Webseiten Wetteran oder Welt der Synoptik. Hier findest du bereits eine ordentliche Menge Input, um dein Wissen zu erweitern und vor allem ein Verständnis über Gewitter, deren Entwicklung und Begleiterscheinungen zu bekommen. Eine weitere Anlaufstelle ist auch das Forum der Wetterzentrale.

Welche Ausrüstung braucht man als Sturmjäger?

Nachdem ihr nun ein grundsätzliches Verständnis darüber habt, was ein Sturmjäger eigentlich ist und wie man Sturmjäger in Deutschland werden kann. Wollen wir im letzten Teil dieses Leitfadens auch noch über die mögliche bzw. empfohlene Ausrüstung sprechen. Warum empfohlen? Ganz einfach, um als Sturmjäger unterwegs zu sein, ist es im Grunde euch selbst überlassen, wie und womit ihr dieses Hobby betreibt. Tut euch jedoch bitte selbst einen Gefallen und verzichtet, um Gewitter zu jagen,  auf die Nutzung eines Fahrrads, mehr dazu weiter unten.

Smartphone oder Tablet

Das Smartphone oder das Tablet stellt für mich den wichtigsten Ausrüstungsgegenstand dar. Denn dieses dient zum einen dafür, stets aktuelle Radardaten sowie Blitzortungsdaten abrufen zu können, zum anderen aber auch für die Kommunikation sowie ggf. für die Übermittlung von Unwettermeldungen..

Kamera 

Um die Eindrücke der Gewitterjagd in Form von Bildern und Videos festhalten zu können, benötigt ihr ein entsprechendes Kameraequipment. Natürlich bieten moderne Smartphones bereits alles, was man hierfür benötigt und ich persönlich würde zu Beginn jedem empfehlen, bevor teures Equipment angeschafft wird, mit einem Smartphone zu starten, um erst einmal ein Gefühl dafür zu bekommen, ob das Hobby einem selbst überhaupt liegt. 

Wer sich sicher ist und sich der Wetterfotografie bzw. speziell der Gewitterfotografie verschreiben möchte, der kommt natürlich nicht drum herum, sich hochwertiges Kamera Equipment anzuschaffen.

Das darf in eurem Fotorucksack nicht fehlen:

Mit diesem Equipment seid ihr schon mal für eigentlich alle Bereiche der Wetter- und Gewitterfotografie sehr gut ausgestattet. Achtet bitte beim Kauf darauf,  dass alle Komponenten zueinander kompatibel sind. 

Auto

Wer dieses Hobby nicht nur lokal von seinem Dachfenster oder vom Feld um die Ecke betreiben möchte, der benötigt natürlich ein geeignetes Fahrzeug. Hier empfehle ich ausschließlich mit dem Auto auf Gewitterjagd zu gehen. 

Warum das so ist?
Ihr habt doch sicher schon mal den Begriff Faradayscher Käfig gehört? Dieser beschreibt, stark vereinfacht gesagt, eine Art Käfig, welche das Innere vor elektrischen Feldern abschirmt.

Was hat das jetzt mit der Gewitterjagd zu tun?
Seid ihr bei einem Gewitter im Auto unterwegs und der seltene Fall tritt ein und ein Blitz schlägt in euer Fahrzeug ein, wird diese elektrische Ladung über die Karosserie und den Reifen in den Boden abgeleitet und euch passiert dabei nichts. Aber im Bezug auf alle anderen Begleiterscheinungen wie Sturmböen oder Hagel bietet das Auto einfach den besseren Schutz.

Ihr seht also, Gewitter mit dem Fahrrad, dem Roller oder dem Motorrad zu jagen, ist keine ganz so gute Idee und könnte euch unter Umständen das Leben kosten. Nehmt diese Gefahr bitte nicht auf die leichte Schulter und setzt hier lieber auf Sicherheit.

Zusammenfassung: Wie wird man Sturmjäger?

Damit wären wir auch schon am Ende des ersten Teils dieses Leitfadens und wie ihr in den einzelnen Abschnitten dieses Beitrages erfahren habt, benötigt es gar nicht so viel, um Sturmjäger zu werden. Neben dem Interesse am Wetter und der Bereitschaft, dieses Wissen weiter zu vertiefen, solltet ihr, je nachdem wie intensiv ihr dieses Hobby ausüben wollt, ebenfalls dafür bereit sein, in der Saison teils weite Strecken quer durch Deutschland oder sogar Europa zu fahren. Da Wetter auch in der heutigen modernen Zeit nicht 100% Vorhersagbar ist, kommt es relativ häufig vor, dass Gewitterlagen “floppen”, also nicht so eintreten wie berechnet. Deshalb solltet ihr ebenfalls eine hohe Frustrationstoleranz besitzen. Als letztes benötigt ihr dann noch die entsprechende Ausrüstung und seid dann bereit, um aktiv als Gewitterjäger loszulegen.

Im nächsten Teil erfahrt ihr dann mehr darüber, welche Radar- und Blitzortungs-Apps ihr nutzen solltet, wie ihr eure erste Gewitterjagd plant und was ihr dafür sonst noch so alles braucht. 

Wenn ihr noch weitere Fragen zum Thema habt, so schreibt mir gerne eine Mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.