Wie wird man Sturmjäger? Leitfaden: Teil 2

Im ersten Teil unseres Leitfadens für Sturmjäger haben wir grundlegende Fragen geklärt: Was ist Stormchasing? Welche Ausrüstung braucht man? Und wie steht es um die Sicherheit? In diesem zweiten Teil steigen wir tiefer ein und sprechen über die praktische Vorbereitung einer Chasingtour, welche Radar- und Blitzortungsdaten ihr nutzen könnt und über eines der meiner Meinung nach wichtigsten Themen: die Fernerkundung des Zielgebietes.

radarscan wissen


Wetterkarten und Vorhersagen richtig nutzen

Die Planung für eine Chasingtour beginnt bei uns oft schon einige Tage im Voraus, eigentlich sobald die Wettermodelle die ersten Signale für eine potenzielle Gewitterlage ausspucken. Hier gilt es dann, die verschiedenen Modelle und Modellläufe miteinander zu vergleichen, um das mögliche Zielgebiet und das Potenzial richtig einschätzen zu können. Anbieter hierfür sind zahlreich. Hier die wichtigsten Anlaufstellen für die synoptische und konvektive Analyse, die ich nutze:

1. Wettermodelle und Kartenanalyse

Plattformen wie Wetterzentrale.de, Kachelmannwetter, Wetter3.de oder pivotalweather bieten Zugriff auf Wettermodelle wie GFS, ICON, ECMWF oder Super-HD. Wichtige Parameter wären hier bspw.:

  • CAPE (Convective Available Potential Energy)
  • Lifted Index (LI)
  • Scherung (Windscherung in 0–6 km Höhe)
  • Taupunktverläufe

Diese Parameter geben Hinweise darauf, wo die Atmosphäre "geladen" ist und ob sich bspw. Superzellen bilden könnten. Auf die ganze Bandbreite der wichtigen Parameter möchte ich in diesem Beitrag bewusst noch nicht eingehen da es einfach den Rahmen sprengen würde. Vielleicht erstelle ich im Rahmen dieser Beitragsserie auch mal einen kleinen Exkurs zur Interpretation von Wetterkarten.

Convective Outlooks

Wem das Lesen von Wetterkarten zu kompliziert ist, der kann auf spezielle Gewittervorhersagen, die sogenannten Convective Outlooks (COs), zurückgreifen. Allgemein empfehle ich aber jedem, der sich mit der Materie näher beschäftigt, sich auch mit der Interpretation von Wetterkarten zu beschäftigen. Outlooks findet ihr z.B. bei:

  • Estofex (European Storm Forecast Experiment) – bietet bei entsprechenden Wetterlagen spezielle Vorhersagen von Gewitter- und Unwetterlagen inklusive Risikoklassen (Level 1–3) und ausführlichen Textbegründungen.
  • DWD (Deutscher Wetterdienst) – liefert über den Warnwetter-Dienst fundierte Risikoabschätzungen.
  • Diverse private Stormchasingteams und Wetterseiten im Social Web wie Unwetterfreaks, Wettergefahren-Deutschland oder Wetterservice Thüringen.

Radar- und Blitzortung: Die besten Apps und Webseiten für Sturmjäger

Ohne aktuelle Wetterdaten geht nichts. Deshalb gehört eine gute Radar- und Blitzortungs-App zur Grundausstattung jedes Stormchasers. Hier drei empfehlenswerte Apps und Webseiten für Echtzeitwetterdaten:

1. Kachelmannwetter Radar & Blitzkarten

Die Website von Kachelmannwetter bietet hochauflösende Radarbilder, Blitzanalysen und Prognosekarten – inklusive 5-Minuten-Radar und Zelltracking. Besonders nützlich ist der „Stormtracking“-Modus. Für Smartphones oder Tablets empfehle ich die PflotshStorm App. Zudem empfehlenswert: Unwetteralarm Deutschland, ein Komplettpaket für Stormchaser von Kachelmannwetter und Meteologix AG.

2. RadarOmega (nur englischsprachig, kostenpflichtig)

Eine der leistungsstärksten Radar-Apps, besonders in den USA beliebt, aber auch in Europa nutzbar. RadarOmega bietet viele Funktionen wie Radialdaten, Velocity-Modi, Echtzeit-Layer für CAPE, LCL, Taupunkte und Blitzdaten. Einige Funktionen sind kostenpflichtig, und nicht alle Daten stehen für Deutschland zur Verfügung.

3. Blitzortung.org

Blitzortung.org ist eine Open-Source-Plattform, die Blitzentladungen nahezu in Echtzeit auf einer Karte anzeigt – weltweit und kostenlos. Tipp: Die Partner-App LightningMaps.org stellt diese Daten mobil dar.


Zielgebiet erkunden über Google Maps & Co.

Nachdem ihr wisst, wo sich Gewitter bilden könnten, wäre es sinnvoll zu wissen, wie euer Zielgebiet aussieht. Die Erkundung des Zielgebiets ist oft entscheidend für eine erfolgreiche Jagd. Liegt das Zielgebiet z. B. in einer dicht bewaldeten Gegend, sind Freiflächen und Feldwege mit guter Sicht essenziell.

1. Google Maps & Street View

Ich empfehle Google Maps und Street View. Achtet bei der Routenplanung auf:

  • Freie Sichtachsen (z. B. Felder, Anhöhen, Windräder)
  • Zugänglichkeit (Nebenstraßen, Wendeplätze, keine Sackgassen)
  • Fluchtmöglichkeiten bei Starkregen oder Downbursts

Mit Street View könnt ihr die Umgebung visuell anschauen, bevor ihr vor Ort seid. So vermeidet ihr böse Überraschungen wie dichte Wälder oder gesperrte Wege.

Das sollte soweit erstmal reichen. In den nächsten Teilen dieses Leitfadens Wie wird man Sturmjäger? sprechen wir über die Interpretation der Radar- und Blitzortungsdaten, wie ihr diese für eine erfolgreiche Jagd einsetzt, was beim Fotografieren und Dokumentieren zu beachten ist und wie man Blitze fotografiert.